RE: ( RPG ) Negoma, die Hafenstadt im Herzen Nordorts... - 3

"Nun, wenn ihr mich so direkt auffordert, denke ich, dass noch viele Schiffe den Hafen von Negoma verlassen werden und dabei eine Richtung einschlagen die mir zusagt." Kurz prüfte ich das Gewicht meines Geldbeutels... "Und der Wirt der kleinen Pension am Hafen wird bestimmt nicht böse sein, wenn ich sein Zimmer noch ein paar Tage länger in Anspruch nehme."

An Annika gewandt fuhr ich fort... "Nun, ich war ja auch längere Zeit nicht in Nordort, bin aber auch froh euch ebenfalls wohlauf zu sehen..."

Noch während ich den Kelch in Richtung Annika hob durchfuht mich ein kalter Schauer... etwas dunkles war im Lande Nordort angekommen... Bilder eines altes Freundes erschienen vor meinen Augen... ER konnte nicht hierher gekommen sein...

Ich hebe mein Glas und sehe wie Holmger leicht zusammen zuckt, fragend gucke ich ihn.
"Holmger alles in Ordnung bei dir?"
Ich schätze Holmgers Weitsicht allerdings fürchte ich sie auch. Auf meiner langen Reisen und auch bei den vielen Kämpfen für meine Herrin ist mir schon sehr viel passiert. Daher nehme ich inzwischen Warnungen nicht mehr auf die leichte Schulter.

"Ja, im Moment schon... aber ich denke wir alle sollten wachsam sein in diesen Tagen." Ich rang mir ein lächeln ab und schob den Gedanken an das Übel der alten Zeit beseite. "Aber dafür ist die Schwarze Garde der Hera ja hinlänglich bekannt..."

Sharee beendete ihr Mahl ebenfalls und lauschte weiter aufmerksam. Auch ihr entgingen die Blicke der Gäste der Hera nicht.
"Nordort ist unsere Heimat und ich denke, jeder der dazu in der Lage ist, wird alles daran setzen, diese bis auf's Blute zu verteidigen." ,sagte sie im Brustton der Überzeugung.

"Ich bin mir Sicher, das Land ist bei euch in guten Händen..." mein Blick folgte dem der Hera in Richtung Atuug. "Und ihr bei Atuug..." fügte ich mit einem lächeln hinzu. "Wie ihr wisst bin ich kein Mann des Schwertes, auch wenn ich mich durchaus zu verteidigen weis... ziehe ich es vor Konflikten eher aus dem Weg zu gehen..."

Nachdem der Page auch meinen Teller weggeräumt hatte, erhob ich meinen Kelch..

"Dann lasst uns anstoßen auf das, was Ihr zu bewirken vermögt, und darauf, dass Atuug euch stets euren Rücken freihalten wird..." und mit einem zwinkern in Richtung Sharee's "...und darauf, dass nichts von eurem kostbaren Blut dafür vergossen werden muss."

Ein lächeln stahl sich über mein Gesicht als ich Sharee leidenschaftliche Rede hörte. Stimmt alle würden Nordort verteidigen. Gleichzeitig gruselt es mich und ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter bei den Gedanken was ich schon alles im Dienste der Hera erlebt hatte.
Ich glaube es wird Zeit mal wieder Zwiesprache mit Ashendri halten. Immer öfter in letzter Zeit durchfahrt mich ein ziehen in der Herzgegend, wenn ich daran denke wie mir das Herz heraus gerissen wurde.
Ich beeile mich mit Holgmer das Horn zu erheben.
"Ich werde alle Kraft in die Verteidigung der Herrin Hera, und Nordorts setzen. Wir werden sehen was die Tage bringen. Vor allem bin ich froh erst mal wieder in Nordort zu sein. Meine Reise hat mich viele Meilen in das Land meiner Geburt gebracht. Auch dort sind wieder unruhige Zeiten. Ich konnte allerdings mein Erbe antreten und haben dort einen Gutshof übernommen."

Atuuq hatte kaum zugehört, was die Gäste Heras alles sprachen.
Er war eher damit beschäftig aus einem großen Knochen, den er mit seinen Hauern auseinander gebissen hatte, das Mark zu saugen.
Als er jedoch die Reden hörte, die für ihn wie Trinkspruche klangen, warf er die Knochen Stücke in Richtung der Tafel.
Laut scheppernd landeten sie in den Tellern und Schüsseln.
Dann brüllte er

"Dubrosh"

und prostete allen zu, bevor er mit einem Zug sein Horn leerte.

"Nar usdautas, zo Hera. Nar usdautas" lachte er laut und ließ einen Rülpser los, der manch loses Fleischstückchen wieder aus ihm heraus fliegen lies.

Ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen als ich meine Gedanken über Atuuq wieder so bildlich bestätigt wurden. Ich nahm mein Horn und prostete Hera und Atuuq zu.
"Nun wehrter Holmger was glaubt ihr wie lange haben wir noch Zeit, bis wir wieder die Waffen erheben um uns zu verteidigen?"
Ein grinsen konnte ich mir dabei nicht vekneifen endlich wieder kämpfen. Zulange habe ich mich auf meiner Reise mit Papierkram beschäftigt. Mein Schwert hat bestimmt schon Rost angesetzt.

Auch ich konnte mir ein leichtes Lachen nicht verkneifen bei der Szenerie... bei all ihren Fähigkeiten hatte Hera zusätzlich einen Ork als "Verbündeten", dies war eine weitere, unschätzbare Kraft an ihrer Seite.

"Nun, wenn es nach mir ginge wehrte Annika würde es niemals dazu kommen, doch befürchte ich, dass die Ereignisse darauf keine Rücksicht nehmen werden und der Zeitpunkt näher liegt als uns allen lieb sein dürfte..." Gedankenverloren drehte ich den Kelch in meinen Händen... "Auch wenn einige den Kampf lieben, wird er hart, und vor allem anders sein. Neue Gegner werden auf dem Plan erscheinen, Gegner, denen mit blankem Stahl kaum beizukommen sein wird. Die Mächte, die in der Welt sind ersinnen stets neue, und auch alte Feinde, die sie auf die Menschen loslassen..."

"Ich bitte euch mich zu entschuldigen Hera. Es ist schon spät geworden und ich würde gerne noch ein paar Dinge in der Stadt klären..."

"Hmm..." kurz überlegte ich, ob es nötig war Hera erneut auf meine Abneigung gegen den offenen Kampf hinzuweisen, aber sie dürfte sich darüber im klaren sein, dass meine Aufgabe eine andere war... Argwohn schwang in ihren Worten mit, doch war es nicht böser Wille der mich veranlasste meine Ahnungen für mich zu behalten, vielmehr wollte ich Sicherheit über das gesehene bevor ich unnötige Unruhe verbreitete, doch irgend etwas sagte mir, dass es nicht einer meiner ehemaligen Begleiter war, dessen dunkle Kraft ich vernahm, sondern ein anderes, mindestens ebenso böses und menschenverachtendes Wesen. "Ich hoffe einem Kampf werde ich aus dem Weg gehen können, einem weiteren Treffen mich euch um bei einem guten Tropfen zu reden und möglicherweise auch die angenehme Gesellschaft zu genießen sehe ich jedoch mit freuden entgegen..."

Mit diesen Worten verabschiedete ich mich, und begab mich, nachdem ich Sharee noch einen der Sonnensteine gab, damit er stets ein wenig Licht und die Wärme der Sonne in ihr Herz leiten möge, auf direktem Weg zurück in meine Unterkunft, wo ich nach einem Utensiel suchte, das mir Gewissheit geben würde...

All diese neuen Informationen beunruhigten Sharee zusehends, doch als Homger ihr einen der Sonnensteine gab, zauberte dieser ein Lächeln auf ihre Lippen.
"Danke, mein Freund. Ich werde diesen Stein immer in Ehren halten."
Sie nahm sich vor, gleich morgen einen Feinschmied aufzusuchen. Dieser sollte ihr einen Anhänger aus dem Stein schmieden.

Ich hatte einige meiner Utensilien sicher in einem Versteck in meinem Zimmer verstaut und brauchte nicht lange zu Suchen bis ich die schwarze, von grauen Schlieren durchzogene Kugel gefunden hatte. Was jedoch viel mehr Zeit in Anspruch nahm war das zur Ruhe finden um mich von den Gedanken und den Emotionen zu befreien, die mein menschliches Ich einbrachte...

*Nebel durchzog die Ebenen, hier und da brannte ein unnatürlich wirkendes Feuer. Doch nirgends war das fahle, weiße Leuchten von Augen zu sehen, das uns stets verriert wenn wir einander suchten. Andere Wesen, Menschen erschienen hier wie schattenhafte Nebenfetzen, mehr oder weniger klar. Etwas tiefschwarzes huschte am Horizont vorbei, ein Wesen das offensichtlich immense Macht besaß, erzeugte es hier solch ein Echo.*

Ein Geräusch an der Tür schreckte mich aus der Vision, vielleicht war das auch gut so. Nun war ich jedoch Sicher, dass es ein anderes Übel sein musste, dass hier in Nordort sein unwesen trieb. Nachdem ich mich kurz gesammelt hatte erhob ich mich, verwischte kurz den Kreis und öffnete die Tür. Die Magd brachte mir einen frischen Krug kalten Wassers, doch noch etwas anderes wollte sie anbieten... der Besuch bei Hera musste etwas warten...

Nach einem reichhaltigen Frühstück machte ich mich auf den Weg zum Anwesen der Hera. Die Stadtwachen schienen derzeit besonders wachsam zu sein, wirkten aber irgendwie nervös und schreckhaft. Ich entschied mich, die Kaputze meines Umhangs trotz des nicht besonders freundlichen Wetters nicht aufzuziehen... eine laufende Nase lies sich mit ein paar Kräutern und einem warmen Met kurieren, die Lanze eines übereifrigen Soldaten im Rückenmark konnte einem dagegen den ganzen Tag versauen...

Ich besorgte mir auf dem Markt noch ein frisches Brot und eitwas Schinken für den Weg, einen mit Met gefüllten Trinkschlauch hatte mir der Wirt freundlicherweise mitgegeben, so das es bei jedem meiner Schritt gluckste, rechts der Met, links das Wasser... bepackt wie ein Esel machte ich mich auf den Weg zu Hera...

Kurz nach dem Mahl verabschiedete Sharee sich und begab sich zu Bett. Noch immer war sie etwas erschöpft, doch die junge Frau spürte, wie ihre Kräft langsam zurückkehrten und sie war froh darum. Sie würde kämpfen, wenn es nötig war und davon ging sie aus. Egal was Tia behaupten mochte, sie traute ihr nicht weiter, als sie das Weib hätte werfen können und das war wahrlich nicht sonderlich weit. Sie war davon überzeugt, dass die Frau noch etwas anderes im Schilde führte. Etwas, dass sie vor Hera verbarg. Doch wer war sie, die Herrin darauf hinzuweisen. Hera vertraute Tia offenbar, auch wenn Sharee dies nicht ganz nachvollziehen konnte.
Mit diesen Gedanken schlief sie ein und natürlich waren ihre Träume alles andere als ruhig.

Sie erwachte früh am nächsten Morgen und ließ sich von einer Zofe beim Einkleiden behilflich sein. Schließlich machte sie sich auf den Weg in den Speisesaal, um dort ein leichtes Frühstück zu sich zu nehmen, ehe sie zur Garde gehen würde, um erneut mit ihnen zu üben.

Kurz nach Sonnenaufgang erreichte ich das Anwesen der Herrin Hera, die Wachen waren auf der Hut und so wurde ich bereist in sicherer Entfernung angesprochen und aufgefordert, mich zu erkennen zu geben und den Grund meiner Anwesenheit zu benennen. Es schien mir, als wenn sie nicht weniger nervös waren als die Stadtwachen. Auch wenn es sich bei den Gardisten offensichtlich um besser ausgebildete Kämpfer handelte, waren sie durch irgendetwas verunsichert worden ob der Sicherheit ihres eigenen Lebens.

Der Torposten erkannte mich zwar, verweigerte mir jedoch den Einlass bevor er dazu ein OK durch die Herrin bekam, also setzte ich mich neben dem Tor in die Morgensonne und genoss den Rest des vorzüglichen Schinkens, den ich gestern auf dem Markt erstanden hatte...

Die Wache die der Herrin bescheid gegeben hatte kam danach in die Kommandantur um auch dort bescheid zu geben.

"Wer zum Teufel hat gesagt das bei jedem Gast die Herrin gestört wird, verdammt noch mal. Die hat wohl wichtigeres zu tun, wollt Ihr demnächst den Gemüsehändler bei der Herrin anmelden?!"

Ich schüttel fassungslos den Kopf.

"Nun laßt Holmger rein. Ich werde ihn in den Salon führen."

Ich ging in die Mitte des geräumigen Hofes und wartete auf Holmger.

Die Wache war wohl etwas zu Vorsichtig und entschuldigte sich für die Umstände und die Zeit die ich warten musste. Ich versicherte ihm, dass es mir nichts ausmachte (abgesehen von dem leicht süßlichen Geruch frischen, menschlichen Blutes, der in Luft lag, aber dies anzusprechen ersparte ich mir und ihm) und drückte mein Verständnis für seine Vorsicht aus. Dann folgte ich ihm hinein und erblickte Annika, die mich zu erwarten schien... "Nun, wie ich sehe lohnt es sich zu warten, in eurer Gegenwart bin ich mir meiner Haut gleich viel sicherer..."