RE: Der Bau des Tempels der Ashendri - 5

hera sah sich in einem großen tempel wieder, das knie gebeugt vor einem schwarzen altar, loderne flammen, die die erde ausspie warfen schatten über die mit blut bedeckten wände in ihrem gesichtsfeld. leise gesänge waren zuhören und hera sah auf zu den großen schwarzen rabenschwingen, die einen körper von erschreckender schönheit entwuchsen.
ein in schwarz-roter robe gewandeter priester kam hinter dem altar vor, in seinen händen einen kelch gefüllt mit flüssigen feuer haltend....
hera hörte seiner stimme , rau, kehlig und vertraut.... "erhebe dich, hera en fabulan, die kraft der dunklen göttin ist in dir ," der priester ging nun seinerseits auf die knie und hob hera den kelch entgegen, er blickte auf und die herrin sieht in die strahlenden augen .....................des bloddraav......................

hera schreitet langsam vom traumland in die gegenwart... wiederwillig verläßt sie den tempel der ashendri...was für ein wundervoller traum, dem tempel in seiner ganzen pracht gesehen zuhaben zauberte ihr ein lächeln ins gesicht... mehr noch, wenn dieser traum wirklichkeit wurde - das bloddraav ein vollausgebildeter priester war... er würde nicht versagen......

sie hörte das feuer knistern, die geräusche waren ihr vertraut....
sie öffnete die augen und schaute zur seite.... die orkin lag am feuer, die zofe stand bereit, ihre wünsche zuerfüllen. noch immer klammerte sich ihre hand in die des angehenden priesters... sie lies ihn los und spürte einen leichten zuckenden schmerz in ihrer hand. noch etwas geschwächt versuchte sie sich auf zusetzten... es gelang ihr nicht.... war sie so schwach? was war geschehen?
fragend schaute sie auf..............

hera sah in das ausgemergelte gesicht des angehenden priesters. dunkle, fast schwarze ringe verunstalteten sein sonst so klaren blick....sie blickte nun zur Orkin, die jedes der worte von bloddraav mit einem nicken bestätigte und dabei keinen hehl daraus machte, das sie bereit ist, ihn zu bestrafen... oder gar zu töten.
das sie die jenige war, die ihm das buch gab, das verschwieg sie. da er auch nichts darüber sagte, lag ein versprechen einen schnellen schmerzlosen todes für ihn bereit zuhalten in ihren gelben augen.

die herrin legte ihre hand unter das kinn von bloddraav und zwang ihn so, seinen blick wieder zuheben.
hera lächelte ihm sanft entgegen und doch lag eine spur unterdrückter zorn in ihrem blick. sie nahm erneut seine hand.... sie wußte, das es etwas ihrer neu erlangten kraft kosten würde, aber sie konnte sich danach genug ausruhen...und kraft schöpfen.

ein kribbeln duchzog ihren geschwächten körper und fuhr ihren arm entlang.... sie schloss die augen und konzentrierte sich.... sie zeigte bloddraav ihren traum vom tempel, die herrlichkeit des blutes, seine robe und seinen stand.... eine wärme strömte von herrin zu diener und hera fühlte sich sichtlich wohl, bloddraav dies alles zuzeigen, ihn die gesänge hören zulassen, ihm teilhaben zulassen, an dem was kommen würde.
die wärme wurde schwächer, das feine kribbeln auf ihrer haut lies nach und hera öffnete ihre augen. sie löste ihre hand aus seiner, nur ihre finger umschlossen noch fest sein kinn..... sie verstärkte ihren druck und sah ihm direkt in die seele........

" mein buch zu berühren, bedeutet die hände zuverlieren.... mein buch zu lesen, bedeutet sein augenlicht zuverlieren... mein buch gar zu nutzen, bedeutet den tod...", hera sah bloddraav nun bis auf den grund seiner seele, und sah dort das verlangen von vergebung, von treue und schuld....

bei diesen worten wurde die orkin aufmerksam... sie grinste und ihre hand fuhr zu ihrem dolch......

"um deine schuld zutilgen, müsstest du dein leben geben-somit liegt es in meiner hand", sprach sie fest. "eine strafe, die dich nicht das leben kosten würde,steht auf keinem blatt-somit kann ich dich nicht strafen", sie holte luft und fuhr fort, "aber" ... ihr atem stockte etwas...es war doch anstrengender ihm den traum zu zeigen, wie sie dachte.
"ich bin stolz auf das was du vollbracht hast", sie schenkte bloddraav ein ehrliches lächeln... "und wenn mir ashendri diesen traum erfüllt, wer wäre ich, wenn ich dich töten würde?"...
sie lies sein kinn los und hera sank wieder zurück auf die felle ............

die herrin erhob sich erneut etwas von ihren fellen und erfreute sich an den tränen bloddraavs... diese waren auch wertvoller, wie alles gold- sie berühten ihr kaltes schwarzes herz, wie es seit langen nichts mehr getan hatte. sie beugte sich leicht vor und ihr heißer atem streifte sein haar,seine blasse haut wie ein hauch aus der hölle- sie bemerkte den schauer, der über den körper des angehenden priesters lief. ihre augen stachen in seine: "baue diesen tempel und ich vergebe dir deine schuld", flüsterte sie leise in sein ohr und sank nieder...
"und nu geh, ich muß ruhen.... skûshat wird über meine nacht wachen", sprach sie mit geschlossenen augen....
"wenn ashendri gewillt ist, so sehen wir uns morgen wieder... ich erwarte dich und deine zeichungen noch vor der mittagszeit"... ihre worte wurden leiser...

der schlaf der herrin war tief und erholsam, so dass sie noch vor dem morgengrauen erwachte. die orkin lag schnarchend vor dem feuer, welches bis auf einige glutstücke unter der asche heruntergebrannt war. hera schlug die decken zurück- alleine von diesem geräusch wurde skûshat wach- obwohl hera sich sehr leise bewegt hatte.
"hera ? " fragte die grünhaut.... gelben blitzen gleich, stachen ihre augen in die richtúng des bettes, auf dem die herrin ruhte... ihre pranke an dem dolch und wachsam schaute die orkin zum lager.
" ja", anwortet die herrin schlicht, während sie aufstand und die nase rümpfte... ein stechender geruch lag in der luft. meet gepaart mit raubtier, angeekelt schaute sie zu skûshat... "wohin hast du die sterbliche hülle der magd gebracht?" fragte sie in richtung der orkin.... anstatt zu antworten stand skûshat auf "folge mir ".
hera folgte der orkin die treppe hinunter , etwas schwach noch auf den beinen aber im vollen besitz ihrer macht. da es noch sehr früh am morgen war, schliefen die meisten im großen anwesen der hera, nur vereinzelt waren gardisten und pagen zusehen, die einen wachten an den türen und toren, die anderen bereiteten das haus auf den morgen vor- kerzen wurden gelöscht, vorhänge aufgezogen.
niemand sprach die grünhaut und die herrin an, auf ihren weg, der sie weit bis in die gewölbe des hauses führte. Auf halber strecke entfachte die orkin eine fackel und führte hera weiter hinab.....sehr selten wurden diese wege genutzt, waren hier räume des hauses, die niemand freiwillig betrat, tief unter den gesindekammern und der küche...ja selbst tiefer als die voratsräume und holz- und kohlekammern... neben kerker und folterkammer...

kälte drang ihnen entgegen... skûshat öffnete eine große schwere tür, sie betraten eine kleine gewölbehalle. rechts und links waren kleine nischen... einige verborgen hinter schweren steinplatten, einige zeigten offen särge - kunstvoll von steinmetzen verziert... in ihnen lagen jene, die ein würdiges begräbnis erhielten, jene körper, die nicht den flammen oder den fluten übergeben wurden- dies war die halle der toten. hera verneigt sich mit großem respekt vor den toten....

mittig stand ein großer block aus schwarzem stein, scheinbar aus dem fundament des hauses gemeiselt.... reichlich verziert. wer hier lag, war sicher in die umarmung der ashendri zu gelangen.
während hera das mädchen betrachtet, zündete die orkin die fackeln an, welche in regelmäßigen abständen an den wänden angebracht waren. der flammenschein erhellte die gruft und hera blickte in das junge gesicht der magd... sie lag auf dem schwarzen kalten block, die augen in frieden geschlossen...
"zumindest hat bloddraav dein leben behutsam genommen", sprach hera an die tote gewant.

die herrin übergab den leib der dunklen göttin und betet für die magd- dankte ahendri für das gelungene ritual... welches der angehende priester getätigt hatte. hera dankte der göttin für ihr eigenes leben und übergab nun endgültig die überreste des ritualopfers den schwingen der finsternis.
skûshat legte die tote behutsam in eine der nischen ... hera trat zu der toten und schnitt sich in die hand... kleine blutstropfen bildeten sich auf ihrer handfläche, diese legte sie der magd auf die augen, mit blutigen fingern zeichnete sie das zeichen der dunklen göttin der toten auf die stirn.... worte in guturaler sprache begleiteten das ritual der herrin.
hera schaute auf und trat einen schritt zurück " lege den stein davor " sprach sie an die orkin gewant....
während die grünhaut den von hera erwählten stein vor die öffnung im stein hiefte ging die herrin schon wieder richtung ausgang... "lösch die fackeln...und verschließe die tür" , sprach die herrin im weggehen... rote schleier überzogen den stein, der nun die hülle der magd in ewigkeit schützen würde...

hera ging die treppen langsam nach oben, sie war in gedanken versunken... ihr weg führte sie in die badezimmer... eine zofe stand schon bereit, ihr zuhelfen. die herrin lies sich in das heiße wasser gleiten, alle anspannungen fielen von ihr...wohltuend gab ihr das frische wasser kraft und ihre lebensgeister wurden gestärkt....
angekleidet und wohlauf saß sie beim frühstück auf einem der kleinen balkone des hauses... skûshat stand an der brüstung und schaute auf den hof... sie wählte diesen platz um bloddraav zu empfangen , hier konnte man den tag beginnen, die luft tat ihr gut..... auf einem kleinen tischchen neben der früstückstafel lagen einige karten des landes, denn der platz für den tempel mußte noch ausgesucht werden...

hera sah in den himmel.... der tag brach mit aller macht an.....

skûshat schaute auf, als die seidenen vorhänge, die den balkon von dem dahinterliegenden raum trennten, zur seite gehalten wurde. "herrin, bloddraav ist da" , sprach ein page mit verbeugung und wies den wartenden priester an, auf den balkon zutreten...
hera hob ihrerseits den blick und schaute bloddraav an... ein leichtes lächeln umspielte ihre züge und ihr blick bieb auf der kleinen blutenden wunde haften..." rasieren gehört wohl nicht zu deinen stärken"...
sie lehnte sich entspannt zurück, ihre langen haare kunstvoll mit kostbaren spangen und ziernadeln hochgesteckt, lies sich die sonnenstrahlen auf ihre schultern und ihrer ebenen haut strahlen.... ein ausdruck von wehmut lag dennoch in ihren zügen.....
skûshat jedoch wirkte abwesend... den blick starr auf den hof gerichtet... wer aber die orkin kannte, wußte, das ihr keine bewegung und kein so leises geräusch verborgen blieb...eine ihrer pranken hielt sie am dolch , in der anderen hielt sie ein großes horn.... gefüllt mit Meet......

voll vorfreude schob hera die teller beiseite und macht platz auf dem tisch.
"setz dich... zeig mir die änderungen.".. hera war in großen erwartungen, wie ein kind welches am morgen des eigenen wiegenfestes auf die gaben und geschenke wartete.
mit großen augen sah die herrin , fast liebevoll in den aufmerksamen blick des angehenden priesters ... und wieder zeigte sich eine spur von wehmut.... eine kleine strähne ihres leuchtenden haares löste sich aus ihrer frisur, der wind spielte damit....

aufmerksam schaute hera sich die zeichnungen an, sie war begeistert von dem einfallsreichtum.
"das trifft auf mein wohlgefallen", meinte sie an bloddraav gewant und lächelte ihn an...
"aber so nimm dir etwas" , sie wies auf die speisen, die nun am rande der tisches standen, da ein großteil der fläche von den zeichnungen und entwürfen belegt war.

sie lenhte sich wieder in ihrem stuhl zurück, ihre stimme klang nun etwas gedämpft und angespannt...die orkin wurde aufmerksam...
"eine frage hab ich bezüglich der vergangenen nacht an dich"... wieder lag ein wehmut in ihrem blick, der fest auf bloddraav gerichtet war..." ich habe heute morgen den leib der zofe ashendri anvertraut, und mir fiel auf, das an ihrem bleichen hals blutspuren waren, und als ich deine hand loslies, durchzuckte mich ein schmerz.... was um ashendris willen hast du überhaupt getan?" ...
hera schaute nun in ihren becher, in kreisenden bewegungen schwappte die flüssigkeit bis zum rand ohne ihren weg über das gefäß zufinden.... dann fixierte sie wieder ihr gegenüber...........

hera hörte aufmerksam zu- bloddraav schien sich genau an die anweisungen gehalten zuhaben... jedoch konnte etwas nicht stimmen... sie konnte sich vorerst die schmerzen nicht erklären, die sie empfunden hatte, als sie von sich aus die bindung zu dem angehenden priester gelöst hatte- der moment, indem sie ihre hand aus seiner nahm.
abwesend starrte die herrin auf die zeichnungen, die sich noch immer auf dem tisch befanden.....
sie verfiel in ein wechselbad ihrer gefühle, sollte sie ihm das versprochene leben lassen, oder es beenden ..... !
ihr blick wanderte nun zu der orkin.... "skûshat führe bloddraav in die gewölbe".... ich werde gleich nachkommen......
sie schaute nun traurig zu bloddraav, " es tut mir leid, der gang wird für dich nicht leicht werden, vertrau der göttin und deiner herrin."

ohne ein weiteres wort stand hera auf und ging gefolgt von einer ihren zofen in ihre schlafgemächer... sie holte das große in leder gebundene buch, welches bloddraav genutzt hatte um den leidensbund zu vollziehen und den dolch mit der roten klinge- das würde eine schwere aufgabe für sie sein, aber sie war sich sicher, das ashendri ihr beistehen würde...............