RE: Der Bau des Tempels der Ashendri - 12

Erinnerungen flogen an Bloddraavs innerem Auge vorüber... Bilder, Geräusche, Gerüche... Gefühle...

Diese Frage... sie versetzte ihm einen tiefen Stich.
Er konnte darauf nicht eindeutig antworten... Es gab kein Richtig oder Falsch...

"Die Liebe, der Rausch, die Leidenschaft... es war wunderschön gewesen... doch nur von kurzer Dauer... der Tod hingegen währt ewig...
Jedoch... wäre ich stärker gewesen... und hätte sie abgewiesen, dann würde sie zwar noch leben... aber die Liebe wäre zerbrochen... und ich hätte mein Herz verleugnet.
Mein Herz, welches die Saat Ashendris trägt... Mein Herz, welches die Liebe zu Melinja behütet...
Die Liebe, die nur durch den Willen Ashendris ermöglicht wurde...
Die Liebe, die zwei Diener Ashendris verbindet...
Die Liebe, die das Wohlwollen Ashendris trägt.
Wäre Melinja nicht gestorben, weil sie sich ihrem Herzen hingegeben hätte, hätte sie das Geschenk Ashendris zurückgewiesen, verweigert.
Sie folgte ihrem Herzen, nicht dem Verstand.
Wenn sie den Pfad des Gehorsams verlassen hatte, dann nur, um den heiligsten aller Wege zu gehen, den der Ashendri selbst. Denn steht nicht im Buch des Astonomican geschrieben: "Ein wahrer Diener folgt seinem Herrn, indem er seinem Herzen lauscht, nicht dem Verstand"?
Sie starb, weil sie das tat, was von jedem wahrhaft Gläubigen verlangt wird: Dem Herzen zuerst zu lauschen.

Ja, es schmerzt mich... ich habe sie verloren...
Aber ich werde sie wiedersehen können... sobald auch mein Leben im Diesseits endet, und ich meine Pflicht Ashendri gegenüber auf der anderen Seite fortsetzen werde, dann werden wir wieder vereint sein...
Bis dahin werde ich jeden Tag leiden, Schmerzen empfinden, die ihr Verlust in mir hinterlassen hat...
Aber ich werde nicht verzagen... ich werde standhaft bleiben, denn ich weiß, dass unsere Trennung nicht auf ewig andauern wird.

Es ist keine Antwort auf Eure Frage... auf diese Frage kann man nicht antworten, da jedes Wesen sie für sich selbst anders beantworten würde...
Das wichtige ist, zu seiner Entscheidung zu stehen, mit den Konsequenzen zu leben... stark zu bleiben, was auch geschehen mag... wie sehr man auch leiden muss..."

Bloddraav breitete seine Arme aus, legte den Kopf in den Nacken, präsentierte Hera seine Kehle...
Seine Augen bohrten sich in die seiner Herrin... Sein Blick loderte...

"Es ist mir gleich, ob meine Antwort Euch gefällig ist und was nun mit mir geschehen wird... Mein Leben liegt in Eurer Hand."

die herrin hörte gespannt den worten bloddraavs zu. seine hingabe zu der liebe, die er für die tempeldienerin empfand, berührte sie.
mehr noch, sie war froh, auf die bitte der Weißen Schwestern eingegangen zusein. diese wußten um die vergangenheit und der gegenwart und manchmal erlaubte ashendri ihnen einen blick in die zukunft.

hera atmete tief ein, und hielt dem blick des angehenden priesters stand, mehr noch, sie zwang ihn, seinen blick zusenken.
" deine rede ist sehr beeindruckend gewesen und du hast recht, das jeder die wahrheit auf seine weise sieht", ihr blick schien ins leere zugehen.
"... und ", fuhr sie fort," du hast mir bewiesen, das deine treue zur dunklen göttin standhaft ist, auch wenn weltlicher schmerz dich zu zerreißen droht."

die herrin schritt zur tür des nebenzimmers, die blutverschmierte tempeldienerin trat mit einer tiefen verbeugung zur seite .
" folge mir " ........... hera lächelte boshaft, ihr blick nichtssagend auf bloddraav gerichtet

Und Bloodraav folgte der Herrin...

Er fühlte sich leer, kraftlos, als ob seine Ansprache sämtliche Energie aus ihm ausgesaugt hätte.

Er bereitete sich darauf vor, einen Schrei des Entsetzens herunterzuschlucken.

hera führte bloddraav in das große gemach, in das melinja ihre tempelweihe bekommen hatte.

schwer hing der geruch von räucherungen in der luft. die zweite der weiß gekleideten frauen stand an dem großen bett, überall war blut, es verdampfte noch immer in den kohlebecken, es schien in strömen geflossen zu sein. die decke auf dem bett verbag einen zierlichen körper- blutdurchtränkt zeichnete sich der stoff nass über frauliche kurven, ein arm hing schlaff darunter hervor... rote zählüssige tropfen fielen auf den boden.

auf einem kleinen tisch lag ein bloddraav bekannter dolch- die rote klinge. daneben ein kleines büchlein in grünem leder gebunden. die frau die dort tot auf dem lager lag wurde geopfert.
nun standen die Weißen Schwestern gemeinsam an dem lager und senkten das haupt, so als wollten sie der toten respekt zollen........ so schien es zumindest.

hera aber drehte sich zu bloddrav um und fragte noch einmal: "war es das wert? ist dein glaube immer noch so unerschütterlich?"................

Bloddraav musste nicht nur einen Schrei herunterschlucken... Er hatte zwar schon vieles gesehnen und erlebt, aber das war sogar für ihn zu viel.
Gefühle brandeten auf ihn ein, brachten ihn zum hadern... aber schlussendlich musste er eine Entscheidung fällen.
Er wurde blass...

Mit schwankendem Körper und ebensolcher Stimme brachte er mühsam hervor:
"Ja... genauso wie der Tod unumkehrbar ist, ist das Ausgesprochene unveränderlich...
Ich als Priester der Göttin des Todes werde meine Worte nicht widerrufen."

hera atmete erleichtert auf....

eine der weißgekleideten frauen, jene, die blutspritzer auf ihrer borla trug nahm mühelos den leichnahm auf ihre arme und trug ihn vorbei an bloddraav aus dem raum. ein großer blutfleck war noch zusehen, die zweite der frauen zog die wäsche ab und legte schnell einfache felle auf das lager.... der blutgeruch wurde von den kräutern, die in der glut der kohlebecken verbrannten überlagert.
hera aber sprach leise zu bloddraav: " es tut mir leid, ich habe nie behauptet, das dein weg einfach sein wird, aber ", sie hielt kurz inne, als wenn sie nachdenken müsse, die fingerspitzen an ihren mund gelegt "er wird dir viele überraschungen bereit halten".
Die herrin verlies das zimmer, lies bloddraav alleine vor dem lager stehen, wo vor wenigen momenten eine frau geopfert wurde..........

Bloddraav stand alleine in dem Zimmer, ließ alles auf sich wirken...
Er hatte Melinja verloren, war am Ende seiner Kraft, hatte schon überlegt, ob er seine Berufung aufgeben sollte...
Aber nun stand er hier... einsam, allein...

Er wollte am liebsten weinend zu Boden sinken...
Aber er würde es nicht tun, das schuldete er Melinja...
Er würde diese Last mit Würde und Anstand tragen.

Also stand er in der Kammer und dachte nach... Sein Blick in die Leere gerichtet.

Sie stand jenseits seines Gesichtsfeldes, etwas abseits des Lichtes, welches von kleinen Kadelabern und Öllampen gespendet wurde.- sie hatte alles mitbekommen, seine Zweifel, seine Worte und seinen unerschütterlichen Glauben.

Nun sah sie seine Trauer, es schmerzte sie zusehens und sie trat aus dem Schatten ins Licht : " Bloddraav", hauchte sie leise, ihre Kleidung noch blutverschmiert von Opferritual für Ashendri , leicht zitternd...........

Aus seinen Gedanken gerissen... zurück in das Hier und Jetzt...
Von Melinja!

Bloddraav verlor nun jede Kontrolle über sich.
Ungehemmt strömten die Tränen aus seinen Augen, seine Knie wurden schwach, seine Kehle schnürte sich zusammen, er bekam kaum noch Luft...
Mit letzter Kraft schaffte er einige wenige unbeholfene Schritte in ihre Richtung, dann sank er auf die Knie...

"Melinja... du lebst!", brachte er mit seiner von glühendem Sand gefüllten Kehle hervor... Dann versagte seine Stimme.

Melinja zerriss es fast das Herz ihn so zusehen, sie eilte zu ihm, beruhigend nahm sie ihn in die Arme wiegte ihn wie ein kleines Kind und streichelte sein Haar: " ja, ich lebe, Dank der Weißen Schwestern und deines festen Glaubens."

Sie drückte ihn fest an sich, küsste sein Haar und fing an zuweinen: " ich hätte nicht an dir zweifeln sollen"

Melinjas Umarmung löste das Band, das Bloddraavs Hals umschlang.

"Ich bin so froh...", sagte er und umarmte sie fest, als ob er sie nie wieder loslassen wollte.
Er konnte nicht mehr sprechen, seine Worte wären nur noch als Schluchzen über seine Lippen gekommen... Also schwieg er.
Er schwieg und weinte Tränen der Erleichterung.

hera betrat das weiträumige zimmer und sah bloddraav in den armen von melinja, sie lächelte.

sie ging zu beiden hin, gefolgt von den Weißen Schwestern, die sich zwischenzeitlich umgezogen hatten, blütenweiß waren borla und gewand.

"bloddraav, du hast mit deinem verhalten, deinen worten und deinem festen glauben bewiesen, das du der dunklen göttin als priester würdig bist- sie hat entschieden,.... deine vierte prüfung hast du bestanden."

die herrin schaute bloddraav in die augen, und ihre stimme wurde weich; " ich mußte dich prüfen, dich und deinen glauben auf die probe stellen, es fiel mir schwer, aber es mußte sein"

Bloddraaav verstand.
Er wollte sagen, dass...
...
Aber er konnte nicht einmal in seinem Kopf die passenden Worte finden...

Er nickte nur... wissend, dass seine Herrin dies richtig deuten würde.

hera sah erst seine verwirrtheit, dann aber stand verstehen in seinem blick.

die beiden in weiß gekleideten sprachen leise uniso zu melinja: " die dunkle göttin hat dein opfer angenommen"
eine der beiden sah durch ihre weiße borla zu bloddraav: " mit dem blut des mädchens hat sie ashendri milde gestimmt- die dunkle göttin hat es verlangt", die andere sprach weiter: " melinja hat ein würdiges opfer der dunklen göttin dargebracht"
die Weißen Schwestern richteten ihre köpfe nun melinja zu: " es war viel blut und du warst grausam, zum wohlgefallen der ashendri"

melinja senkte ihre augen, beschämt und glücklich zugleich.........

Auch Bloddraav war glücklich, hatte er Melinja doch nicht verloren.

Und er hatte eine weitere Prüfung bestanden... aber das war Nebensache für ihn.
Viel wichtiger war es ihm, dass er bald stark genug sein würde, um mit Melinja zusammen zu sein.

hera saß nun auf einem der lederbezogenen sessel am kamin, eine der weißgekleideten stand dicht bei ihr und schwieg.
hera wante sich um und sah durch den durchgang in das große nebenzimmer- dort waren melinja und der angehende priester.
die herrin starrte in die flammen, die gierig am trockenem holz leckten und eine angenehme wärmer verströmten...
hera war geschwächt, alles in den letzten tagen hatte sie viel kraft gekostet und sie hatte nicht immer die möglichkeit wieder voll zu kräften zukommen.

es klopfte an der tür, ein page verbeugte sich tief und sprach leise: " herrin, einer der jäger erlag seinen verletzungen mit dem wesen, welches heute morgen gefangen wurde.", er schaut kurz auf, sein blick wanderte zum priester im nebenraum..." dem wächter geht es auch nicht besonders gut- scheinbar ist er sehr stark, aber die heiler sind ratlos."
der page schaute nun wieder seine herrin an, sein blick wanderte zur Weißen Schwester hinter der herrin, die ihren verschleierten blick auf den pagen richtete ... er hielt inne und schluckte schwer.....
hera nickte dem jungen mann zu und entlies ihn damit. eiligst schloss dieser die tür. hera starrte auf die tür.

sie nahm die pergamente von bloddraav zur hand, blätterte in ihnen und blieb an der einen oder andren seite mit ihrem blick hängen. es mußte soviel getan werden und immer wieder kam etwas dazwischen, die herrin war nicht glücklich darüber, aber ändern konnte sie auch nichts daran.
der tempelbau konnte beginnen, die bauvorlagen waren fertig, die handwerker arbeiteten schon auf hochtouren. schmiede, tischler und steinmetze des landes haben ihre aufgaben bekommen. ein jeder trug seinen teil dazu bei, am ende würde der tempel wie ein puzzel zusammen gesetzt werden, wenn die baupläne genau waren würde in wenigen monden der tempel der ashendri in seiner ganzen pracht erstrahlen.

Mit einem wink forderte sie, bloddraav und melinja zu sich kommen zu lassen. die Weiße Schwester gehorchte umgehend.

sie mußte mit bloddraav reden, für melinja hatte sie andere pläne......

Bloddraav folgte der Weißen Schwester in das andere Zimmer, in dem seine Herrin schon wartete, einen Arm in den von Melinja verhakt.
Hera saß in einem großen Ledersessel, ihre Körperhaltung verriet, dass sie ein Anliegen hatte.

Sein Gesicht war zwar von den vergangenen Minuten gezeichnet, eine salzige Kruste bildete sich dort, wo noch vor kurzem Tränen geflossen sind... aber Bloddraav trug die Zeichen mit Stolz.

"Ja, Herrin? Wie kann ich Euch dienen?", fragte er Hera.

hera schaute von den pegamenten auf, die sie noch immer in der hand hielt.... kurz verharrte sie und legte sie dann wieder zurück auf den platz, wo bloddraav sie liegen gelassen hatte.
mit einer mischung aus arwohn und missfallen sah sie, das melinja bei blodrraav eingeharkt den raum betrat.

"hesiod wurde heute morgen bei der jagd verletzt, ein jäger, der von dem gleichen.... "tier" angefallen wurde erlag seinen verletzungen." die herrin schaute auf melinja.... lass es schien ihr kalter blick zu fordern....

"ich gehe davon aus, das dein wächter jede hilfe brauchen kann, meine heiler stehen vor einem ... , nennen wir es problem", hera tippte mit ihren fingern auf der lederbezogenen sessellehne ... : " du solltest hingehen und nach ihm schauen, danach gehst du runter - ich gehe davon aus, das skûshat das ... "tier" noch in ihrer obhut hat....

" und du"... ihr blick glitt wie eine schlange zu melinja, " du wirst die nächste zeit mit deinen schwestern verbringen, auch wenn die dunkle göttin mit euch ein einsehen hat, so werde ich nicht dulden, das deine ausbildung unter euer liebelei vernachlässigt wird." die herrin sprach die worte mit kälte aus, melinja zuckte zusammen...

hera fuhr leise und bedrohlich fort: " bis auf weiteres werdet ihr euch nicht sehen, habe ich mich klar ausgedrückt ? sollten sich eure wege unerlaubt kreuzen,.... " sie beendete den satz nicht, ihr blick sagte mehr wie tausend worte und duldete keine wiederede.

"bloddraav, du kannst gehen", sprach hera monoton von ihm abgewant.........

Melinja löste sich von Bloddraav und fiel vor ihrer Herrin auf die Knie. Sichtlich in Demut verneigte sie sich sehr tief, ihre Stirn berührte den Boden und Melinja harrte aus.... vernahm die Kälte in Hera Worten und fügte sich.

" Wie es Euer Wunsch ist" sprach sie mit leise Stimme.
Sie erhob sich und bewegte sich zu den Weißen Schwestern ,die Hände vor ihrem Bauch gefaltet und das Haupt gesenkt, stand sie zwischen den blüten weißen Frauen in einem alles verschlingenden Schwarz, blutbesudelt immernoch verkörperte sie die Tempeldienerin der dunklen Göttin, auch wenn sie noch nicht voll ausgebildet war.
Sie schwieg und steifte nur kurz den angehenden Priester mit verschleitertem Blick.... unerkannt lag ein Versprechen darin.............

"Sehr wohl, Herrin", sprach Bloddraav und verließ das Zimmer.

Kühler, berechnender Zorn trat an die Stelle, die eben noch von Freude und Liebe erfüllt war...
Eine verbotene Liebe... schön...
Wie er das hasste.
Er würde seine Aufgaben erfüllen, seine Ausbildung beenden, und auf Melinja warten... aber er hasste es warten zu müssen...

Er machte sich auf den Weg zum Heiler, er wollte sehen, was mit Hesiod geschehen war.
Er hätte sich Sorgen gemacht, aber in diesem Moment empfand er absolut kein Mitleid... er war genauso gnadenlos wie der grimme Schnitter.
Hätte man seine Aura sehen können... man hätte eine Kuppel aus brennend kalten Stacheln, geformt aus dampfendem Eis, erblickt.
Jede Faser seines Körpers war von dieser kalten Energie erfüllt.
Zwar konnte niemand es sehen, aber spüren... Pagen, die zufällig seinen Weg kreuzten, wichen vorzeitig an den Rand und drückten sich an die Wände.
Bloddraav genoss es... es befriedigte einen kleinen Teil des unersättlichen Hungers der Bestie.

Er stand vor den Räumen des Heilers. Ohne anzuklopfen trat er ein.
"Was ist los?", fragte er in den Raum hinein.
Seine Stimme war ein klirrender Hauch aus klanggewordener Kälte.

Die Tür fiel hinter Bloddraav ins Schloss. Melinja enspannte sich etwas... " Herrin, ist es nicht offensichtlich ?", sie richtete ihre Stimme an die Herrin, " er hat seinen Zorn unter Kontrolle, was für Beweise wollt oder braucht ihr noch?"

Melinja trat zur Herrin und nahm ihre Borla ab, tief schwarz schimmerten ihre Augen: " Und ich empfinde wirklich tiefe Zuneigung zu ihm, erst war es nicht so, Herrin, aber ich sah Dinge in ihm, die mich tief berührten und auch auf das Wohlgefallen der Göttin treffen:"
Sie senkte ihren Blick und schwieg einen Moment. Abermals wendete sie ihre Stimme Hera zu :" Seid nicht zu hart zu ihm, er wird daran zerbrechen."

hera hörte der tempeldienerin zu, sah, das sie sich entspannte und auf sie zutrat.

" du hast recht, er hält seine wut und seinen zorn im zaum, jedoch dürfen wir nicht gefahr laufen, das diese bestie ausbricht."
die herrin besah sich die augen melinjas und verlor sich in dieser endlosen tiefe. melinja lies es geschehen und zeigte ihrer herrin das wesen des angehenden priesters, melinja verschwieg keinen augenblick seines lebens,seine herkunft, seine gefühle... auch zeigte sie hera dinge, die sie ihm selbst verweigerte hatte. die tempeldienerin erschauderte bei vielem.....

hera atmete tief ein , vieles kannte sie, einiges war ihr neu.... sie schloss ihre augen, sie verstand, warum melinja so empfand... und alles bewies ihr, das ihre wahl, die sie einst traf richtig war.
" so sei es....." die herrin schaute nun die beiden weißgekleideten frauen an, die stumm mit ansahen, was sich im zimmer ereignete." du wirst deine ausbildung zu ende bringen, und ich werde dich weiterhin an seine seite stellen"... hera lächelte... " ich verbot nur das unerlaubte kreuzen eurer wege "

melinja atmete erleichtert auf und entpannte sich, demütig kniete sie vor ihrer herrin und sah sie dankbar an und schickte ein stilles gebet an die dunkle göttin....

hera stand auf und begab sich ans fenster, sie blickte hinaus..... abwesend sprach sie: " geh, lerne von deinen schwestern, sie werden dich auf seine fünfte prüfung vorbereiten, er wird deine hilfe brauchen, wenn es soweit ist... ashrendri selbst scheint euch verbunden zuhaben,"... hera drehte sich um und lächelte liebevoll ihre dienerin an : " aber das weißt du ja, bloddraav soll weiterhin seinen weg verschleiert sehen, es würde ihn ablenken"

melinja nickte wissend und stand auf, " herrin, euer wunsch wird mein befehl sein, immer, das wisst ihr" sie machte sich bereit und ging mit den Weißen Schwestern , ihren weg sah sie klar vor sich und sie hatte angst..........

Hesiod lag unter Decken begraben und bewusstlos auf einem Bett, drei Heiler standen daneben.
Als Bloddraav eintrat, wandten sie sich um.

"Hesiod wurde von einer Kreatur verletzt... Wir wissen nicht was wir tun können, keine unserer Behandlungsmethoden schlägt bei ihm an...", sprach einer von ihnen, ein graubärtiger Zausel.

Bloddraav verdrehte die Augen. Narr, wenn er schon versucht, etwas Unbekanntes zu fangen, dann sollte man auch vorsichtig sein
"Ist sein Zustand stabil?", fragte er emotionslos.

"Ja... noch"

"Gut, dann gehe ich jetzt in die Gewölbe, die Herrin meinte, dass ich mir dieses Wesen zusammen mit Skûshat ansehen sollte."

Ohne auf die Einwände der Heiler zu hören, die nur als Hintergrundrauschen an seine Ohren drangen verließ Bloddraav die Kräuterstube.
Er machte sich auf den Weg nach unten, er war gespannt, was ihn erwartete.

................

Kurze Zeit später hatte er sein Ziel erreicht... doch dieses mal klopfte er an... mit Skûshat wollte er sich lieber nicht anlegen.

Das Klopfen an der Tür dröhnte in ihrem Schädel , sie stieß das leere Meetfass zur Seite und bewegte sich zur Tür.
Die Grünhaut machte einen leichten Bogen um das Bündel, welches ihr in ihre Folterkammer gebracht wurde. Sie hatte das Ding aus dem Sack nehmen wollen, hatte aber schleunigst die Pranken davon gelasssen, als sich ihre feinen Haare aufstellten, sie kannte das Gefühl gut genug...
Seitdem überlegte sie angestrengt, was sie mit dem Ding anfangen sollte, ihr fiel nichts ein, also haute sie ab und zu mit einem dicken, langen, aus Eisen geschmiedeten Prügel auf den Sack- nur um zu sehen, das das Ding noch lebte.
Natürlich lebte das Teil, es stank, es bewegte sich und es gab komische Laute von sich.....Skûshat wollte nur, das es weg war.. töten konnte sie es nicht, und foltern auch nicht, was sollte sie also damit...Die Orkin war stinksauer.

Skûshat hasste sowas.... " Nicht nur das das Ding stinkt".. sie rümpfte ihren Rüssel, "es gibt auch Geräusche von sich" .... dachte sie bei sich, als wieder ein fadenscheiniger, stinkender Nebel aus dem Leinensack entwich und klagende Laute zuvernehmen waren.
"Zumindest kann das Teil leiden", dachte die Gelbäugige etwas befriedigt.
Die Grünhaut kloppte im Vorbeigehen auf den Sack..., sie öffnete die schwere Tür, die abgestandene Luft, die ihr aus dem Gang entgegenschlug empfand sie als äußerst wohltuend...war hier doch die Luft von diesem Ding verpestet...

Sie staunte nicht schlecht, wenn das ein Wesenszug ihrer Rasse sein könnte, als sie Blodrraav vor der Tür stehen sah...
"Ahhh, der Priester persönlich" grunzte sie und bleckte als Zeichen ihrer Freude ( wenn auch das ein Wesenzug sein könnte) ihre spitzen Zähne... "Holst du das stinkende Ding weg? Es macht mich ... es bereitet mir keine Freude ! "
Ihre gelben Augen suchten den Blick des angehenden Priesters...... ihren Eisenprügel fest in der Hand....

"Tut mir leid, aber nein", sprach Bloddraav, noch immer mit frostigem Blick in den Augen.
"Hera schickte mich nur zu dir runter... Hesiod wurde davon verletzt, genau wie ein anderer Jäger, der der Verletzung erlag... und die Heiler sind ratlos...
Also will ich mir dieses "Ding" einmal ansehen."

Sein Blick fiel auf das zuckende, dünstende Bündel auf dem Boden.

"Ist es dadrin? Scheint nicht allzu groß zu sein... aber oft sind die kleinen Wesen auch die gefährlichsten.
Kannst du es nicht irgendwie lahmlegen? Ich habe keine Lust als nächster im Krankenzimmer zu landen, wenn ich das Vieh untersuche."